Kinderarzt mit Schwerpunkt Neonatologie

Experten für die Allerkleinsten

Neonatologen sind ausgebildete Kinderärzte mit Zusatzqualifikation. Sie kümmern sich um Neugeborene, die während der Schwangerschaft Auffälligkeiten zeigten oder nach der Geburt besondere Aufmerksamkeit brauchen. Alle Informationen zum Berufsbild sind hier zusammengefasst.

Aufgaben von Kinderärzten mit Schwerpunkt Neonatologie

Fachärzte für Kinder- und Jugendheilkunde mit Schwerpunkt Neonatologie sind Ansprechpartner für alle Probleme, die bei Kindern rund um Schwangerschaft und Geburt auftreten können. Vor allem Frühgeburten fallen in ihre Fachkompetenz. Ihre Patienten werden vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren und wiegen oft weniger als 1.500 Gramm. In Einzelfällen behandeln sie Frühgeborene schon ab der 24. Schwangerschaftswoche.

Die häufigsten Behandlungen finden kurz nach oder in den ersten Wochen bis Monaten nach der Geburt statt. Neonatologen sorgen dafür, dass die häufig noch unterentwickelten Organe der sehr früh geborenen Kinder gut nachreifen können und Komplikationen möglichst geringgehalten werden. Zudem behandeln sie Auffälligkeiten wie z. B. Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen, die im Laufe der Schwangerschaft nicht diagnostizierbar waren. Auch Folgen gesundheitsschädigender Einflüsse während der Schwangerschaft, etwa Alkohol- oder Drogenmissbrauch oder bestimmte Infektionskrankheiten fallen in ihr Gebiet.

Ein wichtiger Teil der neonatologischen Tätigkeit ist die Früh- und Neugeborenen-Intensivmedizin: Hier dreht sich alles um die pharmakologische, pädiatrische und intensivmedizinische Versorgung der Allerkleinsten. Neonatologinnen und Neonatologen fungieren als Schnittstelle zwischen Kinderärzten und Intensivmedizinern und sind für die Planung, Durchführung und Überwachung einer entwicklungsgemäßen medizinischen Therapie zuständig.

Behandlung bereits im Mutterleib

Ebenso gefragt ist die Expertise der Neonatologinnen und Neonatologen bei der Betreuung von Risikoschwangerschaften. Als Risikopatientinnen gelten etwa Frauen, die unter einer schweren chronischen Erkrankung leiden, bei denen genetische Erkrankungen in der Familie bekannt sind oder die Mehrlinge erwarten. Das Gleiche gilt bei einer drohenden Frühgeburt, einer Rhesusunverträglichkeit oder einer Drogenabhängigkeit der Mutter. In solchen Fällen überweist der Gynäkologe seine Patientin an eine Kollegin oder einen Kollegin, der sich auf die Neonatologie spezialisiert hat. 

Fachärzte für Kinder- und Jugendheilkunde mit Schwerpunkt Neonatologie beschäftigen sich außerdem mit behandlungsbedürftigen Erkrankungen des Fötus, die schon während der Schwangerschaft festgestellt werden können. Dazu zählen etwa Fehlbildungen und genetische Erkrankungen, von denen einige bereits während der Schwangerschaft behandelt werden können.

Wo arbeiten Neonatologen?

Als Neonatologe und Neonatologin arbeitet man gewöhnlich im Angestelltenverhältnis in einer Kinderklinik, einer Abteilung für Geburtshilfe eines Krankenhauses oder in einem spezialisierten Zentrum für Perinatalmedizin. Solche Zentren sind oft der jeweiligen pädiatrischen oder geburtshilflichen Abteilung angeschlossen.

Einige Fachärzte für Kinder- und Jugendheilkunde mit Schwerpunkt Neonatologie sind in eigener pädiatrischer Praxis tätig und bieten neben dem gesamten Spektrum der Kinderheilkunde auch neonatologische Beratung und Behandlung an. Ihr Angebot liegt dann meist in der Fortsetzung der Behandlung von Kindern, die als Neugeborene und Säuglinge intensive Therapien benötigten. Diese Kinder werden, wenn dies erforderlich ist, bis zum zweiten Lebensjahr von ihrem Neonatologen oder ihrer Neonatologin ambulant weiterbetreut.

Bei der Arbeit im Perinatalzentrum liegt der Schwerpunkt auf der intensivmedizinischen Betreuung der Kleinsten – hier arbeiten Fachärztinnen und Fachärzte für Kinder- und Jugendheilkunde mit Schwerpunkt Neonatologie mit Kollegen unterschiedlichster ärztlicher Fachrichtungen in multidisziplinären Teams zusammen. Daneben besteht eine intensive Zusammenarbeit mit Fachkräften aus der Kinderkrankenpflege, Hebammen, Stillberaterinnen und ähnlichen verwandten Berufen.

Nachsorge und Forschung

Eine weitere Arbeitsmöglichkeit ist die Tätigkeit in einer pädiatrischen Nachsorge- und Risikoambulanz, wo die Weiterbetreuung der kleinen Patienten und Patientinnen nach der Entlassung in häusliche Pflege und die Schulung und Beratung der Eltern erfolgt.

Schließlich sind Neonatologen und Neonatologinnen auch in der Forschung, Lehre und Weiterbildung tätig. In den pädiatrischen und intensivmedizinischen Weiterbildungen und Fortbildungsveranstaltungen sind Neonatologen als Spezialisten für die spezifischen Therapieerfordernisse der allerkleinsten Patienten ebenfalls sehr gefragt.

Facharzt für Kinderheilkunde mit Schwerpunkt Neonatologie: Ausbildung

Die zweijährige Weiterbildung im Schwerpunkt Neonatologie setzt die Absolvierung eines Medizinstudiums sowie den Anschluss der fünfjährigen fachärztlichen Weiterbildung für Kinder- und Jugendheilkunde voraus. Nach abgelegter Facharztprüfung kann die Schwerpunktweiterbildung an einer befugten Weiterbildungsstätte – gewöhnlich einer spezialisierten Abteilung für Geburtshilfe oder einem Perinatalzentrum – begonnen werden.

Während der Schwerpunktweiterbildung erwerben zukünftige Neonatologinnen und Neonatologen unter anderem folgende Kompetenzen und Kenntnisse:

  • Auswirkungen medikamentöser Therapien bei Schwangeren auf das Ungeborene und Neugeborene
  • Bewertung von Screeningbefunden und Einleitung passender Maßnahmen
  • Erstversorgung von Früh- und Neugeborenen
  • Gesprächsführung mit Eltern und im medizinischen Betreuungsteam sowie pränatale Beratung
  • Neonatologische Sterbebegleitung und Palliativmedizinische Versorgung
  • Neonatologische Notfälle, Erstversorgung im Kreißsaal bei lebensbedrohender Symptomatik
  • Diagnostik, Überwachung und Therapie von Störungen
  • Infektionsvermeidung auf neonatologischen Intensivstationen
  • Grundlagen der Krankenhaushygiene

Spezialisierung: Kompetenzen für die Kinderintensivstation

Ein weiterer wichtiger Inhalt der Weiterbildung zur Fachärztin oder zum Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde mit Schwerpunkt Neonatologie ist der Erwerb intensivmedizinischer Kompetenzen in Theorie und Praxis. Zu den hier vermittelten Kenntnissen zählen bildgebende Verfahren wie Ultraschall bei Frühgeborenen und auf der Intensivstation, Intubation und Surfactantapplikation, das Legen von Venen-, Arterien- und Nabelgefäßkathetern sowie die Durchführung und Bewertung von Echokardiografien (EKGs) und EEGs. Schließlich ist ein Teil der Weiterbildung dem Entlassungsmanagement und der Elterninformation und Beratung gewidmet.

Fachspezifische Fort- und Weiterbildungsangebote finden sich auf den Webseiten von Berufsverbänden und Fachgesellschaften. Im deutschsprachigen Raum bietet etwa die Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. eine Vielzahl solcher Veranstaltungen an. 

Gehalt von Kinderärzten mit Schwerpunkt Neonatologie

Fachärztinnen und Fachärzte für Kinder- und Jugendheilkunde erzielen in Deutschland einen mittleren Verdienst von etwa 75.000 Euro brutto jährlich. Wie in den meisten anderen Berufsfeldern gilt auch hier: Am Anfang der beruflichen Tätigkeit ist das Einkommen geringer als nach einigen Jahren Berufserfahrung.

Einstiegsgehälter von Fachärztinnen und Fachärzten für Kinder- und Jugendheilkunde bewegen sich etwa zwischen 4.000 und 4.500 Euro brutto monatlich, nach fünf Jahren Berufserfahrung erfolgt gewöhnlich eine merkbare Erhöhung. Dabei kommt es auch auf die Art der Tätigkeit und das Bundesland an, in dem man arbeitet: Wer in einem Krankenhaus angestellt ist, für den gilt der jeweilige Tarifvertrag. Er wird damit grundsätzlich in gleicher Weise wie andere Fachärzte entlohnt.

Als Fachärztin bzw. als Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde mit Schwerpunkt Neonatologie in eigener oder einer Gemeinschaftspraxis kommt man ebenfalls auf ein recht gutes Einkommen, wenn auch gewöhnlich Spitzengehälter wie in leitenden Positionen in Krankenhäusern nicht erzielt werden. Niedergelassene Neonatologen und Neonatologinnen dürfen von einem jährlichen Verdienst von etwa 165.000 bis 170.000 Euro brutto ausgehen. Kosten der Praxisführung müssen davon allerdings noch abgezogen werden.

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Stand: Mai 2020